Das waren die Bloggersessions 2019!

Längst findet Buchbloggen nicht mehr nur auf dem eigenen Blog statt – ganz im Gegenteil: Während Facebook, Twitter, Instagram und Co. anfangs hauptsächlich als Mittel zum Verbreiten der Bloginhalte dienten, haben sich die Social-Media-Plattformen mittlerweile zu ganz eigenen Rezensionskanälen entwickelt. Bei den Bloggersessions auf der Leipziger Buchmesse 2019 haben wir zusammen mit unseren Gästen aus der Blogger- und Verlagswelt darüber diskutiert, was dieser Wandel für Buchblogger*innen bedeutet. Wer “darf” sich heutzutage noch als Buchblogger*in bezeichnen? Wird das klassische Bloggen womöglich sogar komplett durch die Social-Media-Kanäle abgelöst? Diesen und weiteren umstrittenen Fragen sind Bloggerin, Bookstagrammerin und BookTuberin Anabelle Stehl, Juliane Noßack, zuständig für Social Media und Blogger Relations beim Kampa Verlag und Bloggerin bei poesierausch, sowie Torsten Woywod vom DuMont Buchverlag in der gemeinsamen Diskussion auf den Grund gegangen.

Auch wenn schon bald die nächste Buchmesse vor der Tür steht, haben diese spannende Fragen nicht an Aktualität verloren. Deswegen lassen wir die Bloggersessions hier noch einmal Revue passieren und fassen die Diskussion für alle, die nicht vor Ort dabei sein konnten, zusammen.

Ist Instagram die neue Rezensions-Plattform?

“Buchrezensionen sind überall dort gut aufgehoben, wo sie potentielle Leserinnen und Leser finden können.” – Torsten

Es ist Sonntag auf der Leipziger Buchmesse, die Bloggersessions sind gut besucht, gespannte Gesichter warten vor dem Podium. Nach einer kleinen Vorstellungsrunde zu Beginn erkundigt sich Moderatorin Karina Elm von NetGalley Deutschland bei den Gästen nach ihren aktuell liebsten Social-Media-Plattformen. Die drei sind sich einig: Auf Instagram macht die Interaktion und der Austausch mit anderen Leser*innen am meisten Spaß. Ist ein aktiver Bookstagram-Account heutzutage also ein Muss für jede*n Buchblogger*in, um von Verlagsseite wahrgenommen zu werden? Nein, ein bestimmtes Anforderungsprofil an Blogger*innen gibt es nicht, sagt Torsten. Buchrezensionen sind überall dort gut aufgehoben, wo sie potentielle Leser*innen finden können – egal ob das auf einem klassischen Blog, auf Instagram oder auf einer Lesecommunity-Seite wie Lovelybooks ist.

“Eine ausführliche Besprechung auf dem Blog schätze ich genauso sehr wie eine aufwendigere Instagram-Story.” – Juliane

Wie entscheiden die Verlage denn, welchen Rezensent*innen sie Leseexemplare zusenden? Juliane erzählt, für sie seien auf den Social-Media-Plattformen insbesondere Zahlen relevant. Followerzahlen, aber vor allem auch eine rege Interaktion und regelmäßige Postings spielen eine wichtige Rolle. Auch hier sind sich unsere Gäste einig: Im Vergleich zum klassischen Buchblog steht bei Instagram die werbliche Komponente im Vordergrund. Auf Bookstagram wird das Buch ins Gespräch gebracht, was – wenn es wiederholt gezeigt wird – für den Verlag nachweislich zu steigenden Verkaufszahlen führen kann. Es ist deswegen aber auch besonders wichtig, das richtige Maß zu finden. Wenn zu viele Exemplare des gleichen Titels an Bookstagrammer*innen verschickt werden, ist schnell ein gewisser Sättigungsgrad erreicht und das Interesse am Buch sinkt, erklärt Torsten. Juliane betont zudem die Vorteile des klassischen Bloggens. Rezensionen haben dort eine längere Lebensdauer und Präsenz, ein Buchblog ist in der Regel weniger schnelllebig und werbebetont. Insgesamt schätzt sie aus Verlagssicht eine ausführliche Besprechung auf dem Blog genauso sehr wie beispielsweise eine Instagram-Story zu dem jeweiligen Buch.

Verschiedene Inhalte für verschiedene Plattformen?

“Blogs müssen sich neu erfinden und neue Themen finden, wenn sie bestehen wollen. Und das tun sie bereits!” – Anabelle

Wo teile ich was? Diese Frage stellt sich für Blogger*innen angesichts der Vielzahl verschiedener Plattformen. Aus der Praxis erzählt nun Anabelle: Auf Instagram und Twitter teile sie eher persönlichere und privatere Dinge als auf ihrem Blog. Das Zeichenlimit gibt dabei die Länge ihrer Beiträge vor. Statt einer kompletten Rezension postet sie auf Instagram also lieber nur eine Kurzmeinung. Sie merkt auch: Der Austausch untereinander findet eher auf Social Media statt. Feedback zu ihren Blogbeiträgen bekommt sie kaum über die Kommentar-Funktion auf ihrem Blog, sondern vor allem über Kommentare und Nachrichten auf Instagram oder Twitter. Dass Blogs trotzdem noch ihre Daseinsberechtigung haben, ist für Anabelle selbstverständlich – auch wenn sie denkt, dass sich Blogs neu erfinden müssen, um relevant zu bleiben. Einen Wandel kann sie schon bemerken: Für sie geht der Trend weg von einzelnen Rezensionen und hin zu neuen Beitragsformen, wie beispielsweise themenspezifischen Buch-Empfehlungen.

Eine Hierarchie der Buchblogs?

“Bookstagram bedeutet nicht nur, kurz mal ein Buch in die Kamera zu halten.” – Anabelle

Aber was genau definiert man denn jetzt eigentlich als Blog? Und wer “darf” sich heutzutage als Blogger*in bezeichnen? Die Grenzen zwischen Blogger*innen, Bookstagrammer*innen, BookTuber*innen und Facebook-Rezensent*innen scheinen zu verschwimmen, vor allem, da heutzutage viele parallel auf mehreren Plattformen aktiv sind. Unsere Gäste empfinden das nicht als schlimm und sehen keinen Grund, hier klare Grenzen zu ziehen. Wem die Bezeichnung “Blogger*in” zusagt, dürfe sich so nennen. Auch eine Hierarchie zwischen Buchblogs und Social-Media-Kanälen aufzumachen, halten sie für unsinnig. Anabelle bezieht klar Stellung: Einen Blog zu führen sei nicht zwingend aufwendiger (und dementsprechend “besser”) als auf Bookstagram aktiv zu sein. Sie erzählt von Bookstagrammer*innen, die mit viel Aufwand und Leidenschaft das Lesen und die Liebe zu Büchern teilen, was in ihrer Erfahrung leider oft belächelt und herabgestuft wird.

“Ich glaube, es ist eine große Community und wir können alle nebeneinander bestehen. Da besteht kein Widerspruch.” – Juliane

Auch Juliane sieht keinen Grund dazu, Bookstagram dem klassischen Bloggen über- oder unterzuordnen. Für sie ist die Online-Buchwelt eine große Community, die in Teilen oder im vollen Umfang genutzt werden kann, und in der die verschiedenen Plattformen problemlos nebeneinander bestehen können. Karina fasst es so zusammen: Social-Media-Kanäle ersetzen Blogs nicht, sondern stellen eine Erweiterung des Kosmos der Buchblogger*innen dar. Das Ende der klassischen Blogs ist somit nicht erreicht, stattdessen bieten die vielen Kanäle und Plattformen mehr Möglichkeiten denn je, abwechslungsreich und innovativ über Bücher zu bloggen und sich auszutauschen. Mit diesem schönen Fazit beenden wir die Bloggersessions.

Der Austausch geht weiter!

Uns bei NetGalley hat diese spannende Diskussion nachhaltig beeinflusst. Die in der Runde angesprochenen Überlegungen haben bei der Konzeption des diesjährigen Buchblog-Awards, den wir in diesem Jahr wieder zusammen mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels verleihen werden, sogar eine Neuerung inspiriert: So können dieses Jahr sowohl klassische Buchblogs als auch Bookstagram-Accounts, BookTube-Kanäle und andere Online-Buch-Seiten für die Kategorie „Bester Buchblog“ und „Bester Newcomer“ nominiert werden. Eine Unterscheidung zwischen Buchblogs und Online-Plattformen nach Kategorien fällt weg, was die aktuellen Entwicklungen in der Online-Buchszene und unser Diskussionsfazit widerspiegelt.
Haben Sie Ihren liebsten Buchblog oder Buch-Account schon nominiert? Geben Sie noch bis zum 30. August Ihre Stimme für Ihren Favoriten ab! Alle Informationen zum Buchblog-Award 2019 finden Sie hier.

Jetzt sind wir auf Ihre Meinung gespannt! Stimmen Sie diesem Fazit zu? Wo sehen Sie die Zukunft der Online-Buchwelt? Und auf welchen Plattformen sind Sie selbst aktiv?

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Ein Kommentar zu “Das waren die Bloggersessions 2019!

  1. Für mich nur ein Nebenschauplatz. Im Vordergrund steht, Blogger zu ermutigen, ihre Meinung zu sagen – und sie zu unterstützen, wenn sie unsachliche Kritik bekommen.

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