Buchpreisblogger 2018: Poesierausch

Juliane und Stefan bloggen seit 2016 zusammen bei Poesierausch. Dieses Jahr sind sie außerdem offizielle Buchpreisblogger des Deutschen Buchpreises! Welche Aufgaben das Buchpreisbloggen mit sich bringt, wie das Bloggen im Doppelpack für die beiden funktioniert und welche Tipps sie an Buchblog-Anfänger*innen weitergeben würden, haben sie uns im Interview erzählt.

Übirgens: Die Leseproben der 20 für die Longlist des Deutschen Buchpreises nominierten Bücher und viele Longlist-Titel in voller Länge sind auch für Sie im NetGalleyDE-Katalog verfügbar!

Blog-Name: Poesierausch
Andere Kanäle zum Blog: Facebook, Instagram & Twitter

Name: Stefan Diezmann
Bloggt seit: 2016
Ist außer Buchblogger auch: Hersteller bei De Gruyter
Wohnt in: Berlin
Liest gern: Belletristik mit dem Anspruch, mehr zu sein als nur Unterhaltung, gut recherchierte und nicht reißerische Sachbücher zu allem, was ihn gerade interessiert

Name: Juliane Noßack
Bloggt seit: 2014
Ist außer Buchbloggerin auch: Volontärin im Kampa Verlag
Wohnt in: Berlin
Liest gern: Belletristik, Indiebooks, Sachbücher – am liebsten Nature Writing –, Magazine wie die Missy, Epilog, Volltext etc. und alles über Romy Schneider

Wie seid ihr überhaupt zum Bloggen über Bücher gekommen? Und wieso bloggt ihr zu zweit?

Juliane hat Poesierausch 2014 gegründet, in erster Linie als Lesetagebuch, jedoch auch mit dem kleinen Hintergedanken, dass eine öffentliche Beschäftigung mit Literatur für eine berufliche Zukunft im Literaturbetrieb nicht schlecht sein kann. Stefan kam dann 2016 dazu. Er wollte gerne einen Gastbeitrag über Delphine de Vigans »Nach einer wahren Geschichte« schreiben – aus einem Gastbeitrag wurden dann mehrere.
Mittlerweile ist es ein großes Plus für den Blog, dass wir zu zweit sind. Wir können mehr Beiträge anbieten und schlagen einen unterschiedlichen Ton in unseren Kritiken an – so ist für jeden Geschmack etwas dabei.

Wie läuft das Bloggen im Doppelpack? Gibt es klare Arbeitsteilung? Kommt ihr euch manchmal mit verschiedenen Meinungen in die Quere?

Zu zweit zu bloggen hat erstmal einige Vorteile: Gegenseitiges Korrekturlesen, Motivieren und Austauschen intern, und natürlich ein größerer und vielfältigerer Output. Wir teilen uns verschiedene Aufgaben rund um den Blog, denn Bloggen ist nicht nur Lesen und Rezensionen schreiben, zumindest für uns nicht mehr. Wir bekommen zahlreiche E-Mails, Anfragen, beteiligen uns an Aktionen, Veranstaltungen, reagieren auf Kommentare auf dem Blog und den Social Media-Kanälen … Es ist gut, sich all das aufteilen und sich auch ständig darüber austauschen zu können, denn wir arbeiten beide in Vollzeit, da wird die Zeit schon mal knapp. Eine klare Arbeitsteilung gibt es nur dahingehend, dass Juliane die Social Media-Kanäle bedient. Den Rest teilen wir spontan ein.
Auch sonst sind wir gut darin, im Zweifel Kompromisse zu finden. Das ist aber tatsächlich nur selten notwendig. Lesen wir mal beide das gleiche Buch – was eher selten vorkommt – und sind dann geteilter Meinung, schreiben wir sowas wie eine Pro-und-Contra-Rezension. Diskussionen über Literatur sind doch wunderbar, das kann man ruhig auch auf den Blog tragen. Es ist aber, um ehrlich zu sein, erst einmal passiert und zwar bei Philip Krömers »Ymir«.

Welche Aufgaben habt ihr als Buchpreisblogger?

Für den Buchpreisblog haben wir uns mit den anderen Blogger*innen die Titel der Longlist aufgeteilt, jede*r liest vier bis fünf Titel und schreibt Rezensionen dazu. Sobald die Shortlist rauskommt, stellen wir weiter Vermutungen über den Gewinnertitel an und lesen wenn möglich die Titel, die wir noch nicht kennen. Ein wenig anderen Content gab es bereits Drumherum, ein Interview ohne Worte, einen Podcast und eine Vorstellung auf der Seite des Buchpreisblogs.

Was macht für euch den Reiz am Buchpreisbloggen aus?

Der Deutsche Buchpreis ist die höchst dotierte und mit dem Büchner-Preis wichtigste Literaturauszeichnung in Deutschland. Es ehrt uns natürlich sehr, dieses Jahr ein kleiner Teil im Umfeld des Preises zu sein und auf dem Blog die Titel zu besprechen.
Gleichzeitig gibt es auch seit Langem viel Kritik an der Nominierungs- und Vergabepraxis. Wir waren nie nah genug an allen Titeln dran, um die Kritik im Detail komplett nachvollziehen zu können. Dieses Jahr ist das anders, und wir können uns endlich selbst ein detailliertes Bild machen. Außerdem ist für uns der Austausch mit den anderen Blogger*innen sehr spannend, das Mitfiebern und Tippen, wer denn nun auf der Shortlist stehen wird.

Für wen schreibt ihr eure Beiträge über die Buchpreisnominierten? Gibt es da einen Unterschied zu euren sonstigen Blogbeiträgen?

Nein, da gibt es grundsätzlich keinen Unterschied. Die von uns gelesenen Titel erhalten keine internen Vorschusslorbeeren oder Ähnliches, wir lesen und rezensieren sie erst einmal genauso, wie wir das auch ohne den Kontext des Buchpreisblogs machen würden. Einen kleinen Seitenblick auf die Tatsache, dass der jeweilige Titel auf der Liste steht, erlauben wir uns natürlich schon. Aber das würden wir wohl auch tun, wenn wir nicht für den offiziellen Blog schreiben würden.
Und um auf den eigentlichen Kern der Frage zu kommen: Wir haben uns nie zu große Gedanken über unser Zielpublikum gemacht. Bloggen ist ja bei uns und vielen anderen Blogger*innen eine sehr persönliche Art, sich Büchern zu nähern. Da spielen Gedanken über Zugänglichkeit oder Ähnliches eigentlich keine große Rolle. Das behalten wir auch beim Buchpreisblog so bei. Wir schreiben, was wir denken.

Wem würdet ihr einen Buchpreis gönnen (der/die aber nicht auf der Liste der Nominierten steht)?

Da gibt es einige Bücher, auch wenn wir natürlich immer nur einen Bruchteil der Neuerscheinungen lesen können. Stefan fand in diesem Jahr »Dunkelgrün fast schwarz« von Mareike Fallwickl sehr beeindruckend, ebenso »nichts was uns passiert« von Bettina Wilpert und »Das Feld« von Robert Seethaler. Juliane hätte Lucy Frickes »Töchter« ganz klar einen Platz auf der Longlist gegönnt.

Welche aktuellen Trends/Tendenzen in der Buchblog-Welt findet ihr spannend?

Besonders spannend ist für uns gerade, dass sich die Diskussion über Bücher immer weiter von den Blogs und Booktube-Channels ins Social Web verlagert – und hier insbesondere zu Instagram.
Außerdem gefällt uns, dass viele der Buchblogger*innen langsam etwas politischer werden und nicht mehr nur die »cozy Kaffeetasse plus Buch« gepostet wird. Gerade am vergangenen Wochenende haben sich viele Bookstagrammer*innen unter den Hashtags #wirsindmehr und #bookstagramgegenrechts gegen Fremdenhass und Hetze stark gemacht.

Habt ihr Tipps für Buchblog-Anfänger*innen?

Ganz grundsätzlich sollte man natürlich sehr viel Spaß am Lesen und auch am Schreiben und Diskutieren über Literatur haben. Wenn das da ist, muss man sich eigentlich nur noch trauen und einen Blog anlegen. Dann beginnt das Netzwerken, WENN man denn auf eine größere Leser*innenschaft und/oder eine gute Vernetzung mit anderen Blogger*innen aus ist. Muss ja nicht immer so sein. Social Media ist mittlerweile zur Vernetzung sehr wichtig, fleißiges und gutes Kommentieren auf anderen Blogs auch, um sich zu zeigen. Das heißt nicht, einfach nur eigene Rezensionen in die Kommentare zu posten, sondern in der Sache kommentieren, diskutieren.

Welche aktuellen Titel im NetGalley-Katalog würdet ihr unbedingt empfehlen oder wollt ihr unbedingt noch lesen?

Also zunächst gibt es ja alle Longlist-Titel und auch die Leseproben dazu, die sind natürlich alle empfehlenswert. Und die aktuellen Titel von Blumenbar sind verfügbar, das ist auch super. Der Verlag macht viele Titel, die provozieren und zum Diskutieren einladen. Unbedingt lesen wollen wir außerdem bald »Ghachar Ghochar« von Vivek Shanbhag, »Ein Winter in Sokcho« von Elisa Shua Dusapin (überhaupt erstmals bei NetGalley entdeckt) und »Bleib bei mir« von Ayọ̀bámi Adébáyọ̀.

Wir wünschen weiterhin viel Spaß und Erfolg beim (Buchpreis-)Bloggen und bedanken uns ganz herzlich für das Interview!

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