Adventskalender Tag 9: Dryas Verlag

Das Team vom Dryas Verlag empfiehlt:

Viktorianische Bestsellerautorin neu entdeckt

Aurora Floyd von Mary E. Braddon wurde 1863 erstmals veröffentlicht. Das Buch war eine Sensation, 1913 wurde es als einer der ersten Stoffe überhaupt verfilmt. Und dann geriet es in Vergessenheit.
Doch die Autorin und Übersetzerin Anja Marschall hat es sich zum Ziel gemacht, das zu ändern, und die Hauptwerke von Mary Braddon, Das Geheimnis der Lady Audley und Aurora Floyd, neu übersetzt und bearbeitet. Beide Bücher sind im Dryas Verlag erschienen.

Zum Inhalt des Buches:

Gerade herausgekommen ist Aurora Floyd: Aurora, eine Tochter aus gutem Haus, kehrt von einer Pariser Privatschule zurück nach Felden Woods, dem Landsitz ihres Vaters. Ihr Start ins gesellschaftliche Leben scheint perfekt, doch etwas muss in Paris geschehen sein, über das Aurora nicht reden will. Auch ihrem Verlobten gegenüber verweigert sie die Wahrheit, und so kommt es zum Bruch. Da wird die Leiche eines Mannes nahe Felden Woods entdeckt und Aurora des Mordes beschuldigt. Ihr Schweigen droht Aurora und der gesamten Familie zum Verhängnis zu werden.

Zur spannenden Biografie der Autorin Mary E. Braddon:

Das Buch über die eigenwillige Aurora galt bei Erscheinen als Skandal. Die Autorin wurde gefeiert. Ihr schriftstellerischer Ruhm war so enorm, dass sie elf Kinder, einen Lebensgefährten, eine Schwester samt Familie und die eigene Mutter ernähren konnte. Wilkie Collins und Charles Dickens nannten sie als literarisches Vorbild. Eine Autorin, deren Leben ebenso interessant ist wie das ihrer Schöpfungen.

Mary war die Tochter einer geschiedenen und alleinerziehenden Mutter, schon allein das war im viktorianischen England ein Skandal. Mit siebzehn Jahren zog sie nach Bath, wo sie mit der Schauspielerei begann. Die Erfahrungen, die sie am Theater sammelte, finden sich oft in ihren Romanen wieder. Insbesondere in »Aurora Floyd« gelingt ihr ein facettenreiches Bild einer Schauspielerin, wie sie selbst wohl gerne eine gewesen wäre. Tatsächlich aber erhielt Mary anfangs nur kleine Rollen. Doch sie arbeitete sich von der unbedeutenden Statistin hinauf zu kleinen Sprechrollen, von Nebenrollen sogar bis zu einigen Hauptrollen. Bald schon konnte sie ihre Mutter und die Schwester finanziell unterstützen. 1856 beschloss sie, zurück nach London zu gehen, um am Surrey Theater anspruchsvollere und profitablere Rollen zu spielen. Doch leider wurde die Saison ein Misserfolg. Sie ging zurück in die Provinz, wo sich der alte Erfolg nicht wieder einstellen wollte. Und so beschloss sie, sich aufs Schreiben zu verlegen.

Unter dem Namen M. E. Braddon war sie als schreibende Frau nicht sofort zu erkennen, und bald stellte sich ihr erster großer Erfolg ein: 1862 erschien Lady Audley’s Secret als Serie in einem Magazin. Braddon verfasste zwei Romane pro Jahr sowie Gedichte, Kurzgeschichten und gelegentlich ein Theaterstück. Bald schon konnte sie ein großes Haus für die Familie kaufen. Das war auch nötig, denn Mary hatte sich in John Maxwell, den Herausgeber der Zeitung, in der ihr erster Erfolg erschienen war, verliebt. Sie war in sein Haus gezogen und wurde zur Stiefmutter seiner fünf Kinder. Maxwells eigentliche Ehefrau litt unter psychischen Problemen, die ihr die Erziehung der Kinder unmöglich machte.

Als Mary ein eigenes großes Haus besaß, lebte sie dort mit Maxwell und seinen fünf sowie mit ihren eigenen sechs Kindern, die aus ihrer Beziehung mit Maxwell hervorgegangen waren. Nach außen lebten Mary und John Maxwell als verheiratetes Paar, doch ein Verwandter von John Maxwells tatsächlicher Ehefrau teilte den Zeitungen mit, dass die wahre Gattin des Verlegers nicht, wie behauptet, in Irland in einer Irrenanstalt gestorben sei, sondern noch lebte. Die Fassade brach entzwei, der Skandal war unausweichlich. Maxwell log und beharrte darauf, dass seine Frau schon lange tot sei. Als sie dann 1874 tatsächlich starb, versuchte er vergeblich, ihre Beerdigung geheim zu halten. Wieder ging die Angelegenheit durch die Öffentlichkeit, woraufhin Marys Hauspersonal von einem auf den anderen Tag kündigte. Man wolle nicht in einem derart unehrenhaften Hause arbeiten. Für Mary und John war es höchste Zeit, endlich zu heiraten. Das taten sie in der St Brides Church in der Fleet Street.

Mittlerweile hatte Lady Audley’s Secret das Paar reich gemacht, und auch Aurora Floyd wurde vom Publikum geliebt. Ende des 19. Jahrhunderts war Braddon die erfolgreichste Schriftstellerin des Landes, deren Ideen von ihren männlichen Kollegen wie Charles Dickens oder Wilkie Collins gerne kopiert wurden. Viele ihrer Bücher wurden auf die Bühne gebracht und verfilmt. 1913 – es war kurz nachdem sie ihr erstes Automobil gekauft hatte – nahm sie an der Filmpremiere von Aurora Floyd teil. In den seitdem vergangenen mehr als einhundert Jahren wurde Lady Audley’s Secret vier Mal für die Leinwand adaptiert, zuletzt im Jahr 2000 fürs Fernsehen. Als der Erste Weltkrieg ausbrach, half Braddon im Krankenhaus und engagierte sich sozial. Kaum ein Jahr später starb sie an den Folgen einer Hirnblutung im Alter von achtzig Jahren.

Aurora Floyd
Mary Elizabeth Braddon
Erschienen am 06.11.2018 in neuer Übersetzung

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