Im Interview: Peter Gallert & Jörg Reiter

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Peter Gallert und Jörg Reiter schreiben seit Jahren erfolgreich gemeinsam Drehbücher. In einer Woche erscheint nun ihr erster Kriminalroman „Glaube Liebe Tod“, ein fesselnder Krimi, in dem Polizeiseelsorger Martin Bauer in die Rolle des Ermittlers schlüpft. Wie es zu diesem Medien-Wechsel kam, wie das Schreiben als Duo überhaupt funktioniert und vieles mehr, berichten die Autoren im exklusiven Interview!

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Wo haben Sie sich kennengelernt?

Reiter: Bei der Produktion einer Daily Soap. Peter war als Storyeditor verantwortlich für die Geschichten, ich als Scripteditor für die Dialoge.
Gallert: Alles fing mit einem Streit an. Ich kann mich gar nicht mehr genau erinnern, worum es ging. Aber es wurde laut.
Reiter: Es ging um einen Nebensatz in einem Drehbuch. Den wolltest du unbedingt im Dialog haben.
Gallert: Der war schon im Buch, aber du hast ihn gestrichen. Nach dem Krach haben wir zusammen ein Bier getrunken – der klassische Beginn einer Männerfreundschaft.
Reiter: Das war vor gut zwanzig Jahren. Inzwischen bin ich sogar sein Trauzeuge.

Wie kamen Sie auf die Idee, gemeinsam einen Krimi zu schreiben?

Gallert: Daran ist ebenfalls das Fernsehen schuld, in zweierlei Hinsicht. Im Positiven haben wir dort entdeckt, wie effektiv die Arbeit in einem Autorenteam sein und wie viel mehr Spaß sie machen kann, als allein über einem Stoff zu brüten.
Reiter: Nach unserer Anfangszeit bei der Daily haben wir weiterhin zusammengearbeitet, Drehbücher für die verschiedensten TV-Formate geschrieben, von Krimi bis Krankenhaus, und Dutzende Serienkonzepte zusammen entwickelt.
Gallert: Hier lernten wir die Schattenseite der TV-Landschaft kennen. Die Stoffe, die uns am Herzen lagen, waren den TV-Entscheidern immer zu gewagt, zu neu, zu irgendwas.
Reiter: Wir dagegen fanden unsere Ideen zu gut, um sie in der Schublade verstauben zu lassen, und haben zeitgleich festgestellt, dass wir uns nicht mehr reinreden lassen wollten.
Gallert: Wir wollten diese Geschichten erzählen, frei von den Zwängen der Fernsehwelt. Von dieser Erkenntnis bis zu unserem ersten Roman war es im Grunde nur noch ein Schritt. Den haben wir dann mit einer Kurzgeschichte gemacht.
Reiter: Die große Frage war, wie wir an einen Verlag herantreten konnten, ohne im Stapel „unverlangt eingesandt“ verlorenzugehen. Peter kam auf Literaturpreise. Seine Idee war einfach: Wir mussten nur einen gewinnen.
Gallert: So ist unser Kurzkrimi „Kleinmann befreit sich“ entstanden. Den haben wir beim Agatha-Christie-Krimipreis eingereicht.
Reiter: Du hast ihn eingereicht, ich wusste gar nichts davon. Irgendwann rief er an: „Wir sind in der Auswahl.“ Ein paar Wochen später der nächste Anruf: „Wir haben den Preis.“ Unglaublich.
Gallert: Ja, unglaublich. Hat aber funktioniert: Der Preis hat uns die Türen geöffnet.

Wer hatte die Initialidee mit dem Polizeipfarrer?

Reiter: Wir haben über Ermittlerfiguren nachgedacht. Ein Schwachpunkt ist oft der ziemlich konstruierte Zugang zu den Fällen. Wir wollten einen Ermittler, der von dem, was geschieht, unmittelbar betroffen ist.
Gallert: Wir begriffen plötzlich, dass wir mit einem Polizeipfarrer als Protagonisten keine dramaturgischen Hilfskonstruktionen brauchten. Martin Bauer bringt uns als Krimiautoren genau dorthin, wo wir sein wollen: mitten ins menschliche Drama eines jeden Verbrechens.
Reiter: Ermittelnde Pfarrer waren bisher vor allem Komödienfiguren. Doch damit ist ihr Potential verschenkt. Pfarrer sind qua Beruf und Berufung ständig in die existenziellen Krisen anderer Menschen involviert. Kombiniert man dies mit Polizeiarbeit und der Welt des Verbrechens, bekommt man eine Hauptfigur, die sich jeder Autor wünscht.

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Wie muss man sich die Arbeit am Buch vorstellen? Hatten Sie einen genauen Plan, wer was schreibt?

Gallert: Bevor wir anfangen zu schreiben, sitzen wir wochenlang jeden Tag an Jörgs Küchentisch. Zuerst entwickeln wir die Charaktere. Dann Schritt für Schritt die Handlung.
Reiter: Es ist eher ein Finden als ein Erfinden. Wir finden die Geschichte zusammen mit unserer Hauptfigur. Das ist ein spannender Prozess, der uns selbst immer wieder überrascht.

Und dann geht jeder nach Hause und schreibt?

Reiter: Nicht ganz. Zuerst sortieren wir mal die 200 Zettel, die dann auf dem Tisch liegen. Danach fangen wir an zu schreiben.
Gallert: Und zu telefonieren, ungefähr fünfmal am Tag.
Reiter: Und uns wieder zu treffen, ein-, zweimal die Woche, um die einzelnen Kapitel im Detail durchzusprechen.

Sind Sie selbst gläubig?

Gallert: Ich wäre es gern, mit dem Vertrauen und dem Mut von Martin Bauer.
Reiter: Wenn jemand Etiketten verteilen wollte, wäre ich wohl Buddhist in der chinesischen Chan-Tradition. Der Buddhismus ist keine Religion, praktiziert aber große Offenheit und Akzeptanz gegenüber anderen Glaubenssystemen. Ich selbst betrachte das „Ganze“ als ein gewaltiges unfassbares Mysterium. Vielleicht kann man das als Gläubigkeit betrachten.

Planen Sie eine Reihe mit Polizeipfarrer Bauer?

Gallert: Es kann nur eine Reihe werden. Sonst würden wir unserer Hauptfigur nicht gerecht.
Reiter: Martin Bauer lebt in einem Zustand dauernder existentieller Grenzerfahrungen. Wie wird er mit dieser Belastung fertig werden, wie wird sie sich auswirken, beruflich, persönlich, auf seine Familie? Das interessiert uns.

Wo und wie liefen die Recherchen?

Gallert: Zuerst wird gelesen. Erfahrungsberichte von Polizei- und Notfallseelsorgern, Zeitungsartikel über ihre Arbeit, Handbücher und Fachliteratur zum Berufsfeld, Berichte auf Internetseiten und, und, und.
Reiter: Dasselbe gilt natürlich für die Polizeiarbeit, das Verbrechen, das im Roman stattfindet, und das komplette Umfeld. Über die reine Quellenrecherche hinaus haben wir persönliche Beziehungen zur Polizei genutzt. Den Kontakt zu Polizeiseelsorgern mussten wir erst herstellen.
Gallert: Das ging leichter, als wir dachten. Wir haben erstaunlich offene Gespräche mit beeindruckenden Menschen geführt.

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Was hat besonders Spaß gemacht?

Gallert: Alles.
Reiter: Unseren Protagonisten und die anderen Figuren kennenzulernen und zu erforschen und sich von ihnen überraschen zu lassen.

Was war eher nervig beim Schreibprozess?

Gallert: Wenn überhaupt etwas, dann der Zeitdruck.
Reiter: Es war ein Spagat zwischen der Arbeit am Roman und der Fernsehbranche, in der wir auch noch tätig sind.

Was machen Sie eigentlich, wenn Sie gerade keine Krimis schreiben?

Reiter: Meditieren, Gartenarbeit, Fotokunst.
Gallert: Kindern Karate beibringen, mit meiner Familie zusammen sein.

Wir bedanken uns bei den Autoren und beim Ullstein Verlag für die Bereitstellung des Interviews!

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