So schreiben Sie kritische Rezensionen

Ein Bild einer Frau, die an einem Laptop etwas schreibt. Darunter steht auf der linken Seite "NetGalley Tipps und Tricks" und auf der rechten Seite "Kritische Rezensionen".

Wer liebt es nicht, Bücher zu empfehlen, die einen vollends begeistert haben? Oft kommt es aber vor, dass beim Lesen eines Buches nicht nur Stärken sondern auch Schwächen auffallen. Dann wird es schon schwieriger, die richtigen Worte zu finden, um kritisch über das Gelesene zu sprechen. Etwas kritisch zu betrachten, bedeutet allerdings nicht automatisch, sich negativ darüber auszulassen – die hilfreichsten Rezensionen überzeugen mit konkreten Details und einer fundierten Analyse und sind Quellen für wertvolles Feedback.
Selbst die von der Kritik gelobten „besten Bücher“ werden zuerst auf ihre Stärken und Schwächen hin analysiert.

Wir möchten Ihnen daher im Folgenden Tipps zum Schreiben kritischer Rezensionen geben, damit Sie bestmöglich auf eben solche vorbereitet sind. Verraten Sie uns nach dem Lesen in den Kommentaren, welche Tipps Sie für andere Rezensent*innen haben!

Machen Sie ihre Meinung deutlich

Das mag offensichtlich erscheinen, aber wenn Sie erst angefangen haben, kritischen Rezensionen zu verfassen, könnten Sie versucht sein, um den heißen Brei herumzureden. Haben Sie keine Angst, offen und ehrlich zu sein und zu sagen, dass dieses Buch nicht Ihr Fall war.

Erklären Sie Ihre Kritik

Nachdem Sie Ihre Meinung geteilt haben, ist es an der Zeit zu erklären, was zu ihr geführt hat. Zu schreiben: „Mir hat das nicht gefallen“, ist für andere Lesende nicht hilfreich, wenn die Aussage nicht begründet wird. Ob es die Handlung, die Charaktertiefe oder das Tempo war – teilen Sie Ihren Leser*innen konkret mit, was für Sie nicht funktioniert hat und was verbessert werden könnte. Denken Sie darüber nach, warum das so ist, und seien Sie so spezifisch wie möglich.

Rezensent*innen haben manchmal Bedenken, dass kritische Rezensionen ihre Chancen auf zukünftige Bestätigungen ihrer Leseexemplar-Anfragen beeinflussen können. Aber Verlage lernen aus sowohl begeisterten als auch kritischen Rezensionen viel über die Wünsche der Lesenden und können daraus wertvolle Informationen für ihre zukünftige Arbeit ziehen.

Bleiben Sie respektvoll

In einer kritischen Rezension ist es wichtig zu beschreiben, welche Elemente des Buches für Sie nicht funktioniert haben und warum. Wir haben alle schon einmal eine wütende Rezension gelesen (oder vielleicht auch schon geschrieben), aber das Ziel sollte es sein, Rezensionen zu verfassen, die für Verlage, Autor*innen und andere Leser*innen wertvoll sind. Seien Sie bedacht und respektvoll gegenüber Werk und Autor*in. Zielen Sie darauf ab, bedeutungsvolle und keine boshaften Rezensionen zu verfassen. Konzentrieren Sie sich auf die Inhalte des Buches und nicht auf den oder die Verfasser*in als Einzelperson.

Sprechen Sie über die positiven Aspekte

Eine kritische Rezension hilft dabei, Ihre Ansicht über ein Buch auszudrücken. Sie bietet die Möglichkeit, die richtigen Lesenden auf das Buch aufmerksam zu machen, signalisiert aber auch Lesenden mit ähnlichen Vorlieben, dass sie es vielleicht meiden sollten. Stellen Sie sicher, dass Sie alle Elemente hervorheben, die Ihnen gefallen haben, seien es große oder kleine.

Formen Sie ein „Sandwich“

Beim Formatieren Ihrer Rezension sollten Sie an ein Sandwich denken – eine kleine Polsterung oben und unten und den Hauptteil in der Mitte. Beginnen Sie mit einer kurzen Zusammenfassung des Buches, teilen Sie dann Ihre Gedanken und Kritik mit und enden Sie schließlich mit allem, was Ihnen gefallen hat. Überlegen Sie zum Schluss auch, welche Leser*innengruppen zu diesem Buch passen könnten.

Überlegen Sie sich Verbesserungsvorschläge

Es ist hilfreich für Verlage zu erfahren, welche Elemente den Leser*innen nicht gefallen haben, aber auch zu sehen, was ihrer Meinung nach am Buch hätte verbessert werden können. Gab es einfach zu viele Erzählperspektiven, wenn eine gereicht hätte? Wirkten die Charaktere in einer komplexen Fantasy-Welt flach? Teilen Sie mit, welche Erwartungen Sie an das Buch haben und wie es hätte (besser) sein können.

Vermeiden Sie Spoiler

Es kann eine Herausforderung sein, Ihre Kritik ohne Spoiler zu erklären, aber es gibt Tricks, um das zu umgehen. Statt das überraschende Ende zu verraten, könnten Sie darüber sprechen, wie es gehetzt wirkte, zu viel Unlogisches beinhaltete oder unbefriedigend war. Respektieren Sie Ihre Mitlesenden, indem Sie sich von Spoilern fernhalten, denn selbst wenn ein Buch Sie enttäuscht hat, könnten andere es trotzdem noch lesen wollen.

Denken Sie an Ihr Publikum

Sind Sie im Buchhandel tätig und ziehen einen Titel für den Einkauf in Betracht? Arbeiten Sie in einer Bibliothek und wollen Bücher empfehlen? Sind Sie Lehrerin und bauen Ihre Klassenzimmerbibliothek auf? Oder ein Blogger, welcher die neueste Lektüre mit seinen Follower*innen teilt? Ihre Rezension sollte das Publikum widerspiegeln, für das Sie sie schreiben.

Beachten Sie das Bewertungssystem

Professionelle Rezensionsplattformen wie NetGalley bieten den Leser*innen ein voreingestelltes Bewertungssystem. Beim Verfassen Ihrer Rezension sollten Sie darüber nachdenken, wie Ihre kritischen Gedanken Ihre Bewertung beeinflussen, damit Ihre Botschaft klar und konsistent ist. Eine kritische Rezension in Kombination mit einer Vier-Sterne-Bewertung kann für Verlag, Autor*in und Mitleser*innen verwirrend sein. Finden Sie ein Gleichgewicht, das Ihre Meinung genau widerspiegelt.

Erinnern Sie sich an den Wert kritischer Rezensionen

Auf NetGalley helfen Ihre Rezensionen dabei, dass sich der Verlag eine Vorstellung davon machen kann, wer Sie als Leser*in sind. In einem Interview mit der amerikanischen Verlegerin Estelle Hallick sagte sie zur Bedeutung von Rezensionen aller Art: „Ich möchte, dass unsere Rezensent*innen ehrlich sind. Eine kritische Rezension eines Buches bedeutet nicht, dass Sie nicht qualifiziert sind, andere Bücher zur Rezension zu erhalten; im Gegenteil, es erleichtert es uns, zu verstehen, welche Art von Büchern Sie gerne lesen.“

Während eine kritische Rezension eines Vorabexemplars oder einer Druckfahne nicht immer direkt die Änderungen am fertigen Buch beeinflusst, kann Ihr Feedback dennoch einen Beitrag leisten. So kann es Einfluss haben auf das nächste Werk des*der Autor*in, die Art der Bücher, die ein Verlag in Zukunft erwirbt, das Cover-Design und mehr. Kritische Meinungen sind genauso wertvoll wie positive.

Lesen Sie Korrektur – mehrmals

Lesen Sie Ihre Rezension erneut, nachdem Sie sie geschrieben haben. Lesen Sie sie dann noch einmal. Achten Sie sowohl darauf, Fakten oder Zitate zu überprüfen, die Sie teilen, als auch auf die Schreibweise von Charakter- und Autor*innennamen und alle verwendeten Pronomen. Auf diese Weise können sich alle, die Ihre Rezension lesen, auf die Botschaft konzentrieren, die Sie teilen, anstatt sich an störenden Rechtschreibfehlern oder grammatikalischen Fehlern aufzuhalten, die Ihre Glaubwürdigkeit beeinträchtigen könnten.

Seien Sie rücksichtsvoll beim Teilen Ihrer Rezension

Als Mitglied von NetGalley ist das Teilen von Rezensionen für Sie zur Gewohnheit geworden. Vergessen Sie nicht, dass Ihre Rezensionen für Mitlesende bestimmt sind. Neben dem Einreichen Ihres Feedbacks über NetGalley ist das Markieren des Verlags in einer Rezension eine großartige Möglichkeit, ihm Ihre Wertschätzung für das erhaltene Leseexemplar zu zeigen. Taggen Sie jedoch nicht den oder die Autor*in in Ihrer kritischen Rezension. Es ist auf sozialen Medien üblich, Verfasser*innen zu markieren, wenn man ihre Bücher empfiehlt, aber die meisten ziehen es vor, nicht in kritischen Rezensionen markiert zu werden, da dies eine direkte (und sehr öffentliche) Kommunikation ist. Lassen Sie die Verlage entscheiden, welche Kritikpunkte an Autor*innen weitergeleitet werden.

Stressen Sie sich nicht

Das Schreiben von Rezensionen kostet Zeit. Ihre Gedanken, Emotionen und Notizen in eine durchdachte Rezension zu verwandeln, ist keine leichte Aufgabe. Haben Sie keine Angst, eine Pause einzulegen und zum Schreiben zurückzukehren, wenn Sie bereit sind. Erinnern Sie sich daran, warum Sie das Lesen und Rezensieren lieben und seien Sie nicht zu hart zu sich selbst.

Wir hoffen, wir konnten Sie mit unseren Tipps besser für das Schreiben einer kritischen Rezension wappnen! 

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